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Garn mit Seele. Für Menschen mit Herz.

Es gibt diesen besonderen Moment beim Stricken, wenn die Welt um uns herum leiser wird. Wenn die Hände ihren Rhythmus finden. Wenn der Atem ruhiger wird. Wenn wir ganz im Hier und Jetzt ankommen – mit jedem Fadenzug, mit jeder Masche, die durch unsere Finger gleitet.

In einer Zeit, in der Achtsamkeit oft als trendiges Konzept vermarktet wird, liegt im Stricken eine ursprüngliche, unverfälschte Form der Meditation. Keine App ist nötig. Kein Kurs muss gebucht werden. Nur Hände, Nadeln, Garn – und die Bereitschaft, sich auf den Prozess einzulassen.

Bei Bonifaktur glauben wir, dass Stricken mehr ist als ein Hobby oder ein Mittel zum Zweck. Es ist eine Praxis, die unser Wohlbefinden auf tiefgreifende Weise beeinflussen kann – eine sanfte Revolution der Aufmerksamkeit in einer Zeit der ständigen Ablenkung.

Die Präsenz der Hände

"Der Geist kann nur dort zur Ruhe kommen, wo die Hände tätig sind." Diese alte Weisheit findet in der modernen Neurowissenschaft ihre Bestätigung. Die rhythmische, wiederholende Bewegung des Strickens aktiviert Bereiche unseres Gehirns, die mit Ruhe und Wohlbefinden verbunden sind, während sie gleichzeitig unsere Aufmerksamkeit sanft im gegenwärtigen Moment verankert.

Anders als bei vielen anderen Tätigkeiten unseres Alltags gibt es beim Stricken keine Trennung zwischen Planung und Ausführung, zwischen Denken und Tun. Die Hände wissen, was zu tun ist. Sie spüren den Faden, sie führen die Nadeln, sie erschaffen Masche um Masche. Diese unmittelbare Verbindung zwischen Absicht und Handlung schafft einen Zustand natürlicher Präsenz.

Die Achtsamkeitslehrerin und Ärztin Dr. Judith Orloff beschreibt diese Art der "taktilen Meditation" als besonders wertvoll für Menschen, die mit traditionellen Meditationsformen wie dem stillen Sitzen Schwierigkeiten haben. Die Hände werden zum Anker der Aufmerksamkeit – konkret, greifbar, unmittelbar.

Bonifaktur-Praxis: Bevor du mit dem Stricken beginnst, nimm dir einen Moment Zeit, um das Garn in deinen Händen zu spüren. Seine Textur, sein Gewicht, seine Wärme. Lass deine Fingerspitzen über die Oberfläche gleiten. Diese bewusste Berührung stimmt dich ein auf die Präsenz, die im Strickprozess selbst liegt.

Der Rhythmus des Atems

Wenn wir in den Fluss des Strickens eintauchen, verändert sich unser Atem. Er wird tiefer, gleichmäßiger. Oft synchronisiert er sich unbewusst mit dem Rhythmus unserer Hände. Einatmen – Masche aufnehmen. Ausatmen – Faden durchziehen.

Diese natürliche Synchronisation hat tiefgreifende Auswirkungen auf unser Nervensystem. Der regelmäßige, tiefe Atem aktiviert den Parasympathikus – jenen Teil unseres autonomen Nervensystems, der für Erholung und Regeneration zuständig ist. Der Herzschlag verlangsamt sich, der Blutdruck sinkt, Stresshormone werden abgebaut.

Die Meditationsforscherin Dr. Susanne Babbel weist darauf hin, dass rhythmische, bilaterale Bewegungen wie beim Stricken besonders wirksam sein können bei der Verarbeitung von Stress und sogar bei der Heilung von Traumafolgen. Der regelmäßige Wechsel zwischen rechter und linker Hand scheint die Kommunikation zwischen den Gehirnhälften zu fördern und festgefahrene Denk- und Gefühlsmuster zu lösen.

Bonifaktur-Praxis: Experimentiere bewusst mit der Verbindung von Atem und Strickbewegung. Versuche, für eine Reihe oder eine bestimmte Anzahl von Maschen mit jedem Einatmen eine Masche aufzunehmen und mit jedem Ausatmen den Faden durchzuziehen. Diese bewusste Synchronisation vertieft die meditative Qualität des Strickens.

Die Stille zwischen den Gedanken

Der menschliche Geist ist rastlos. Tausende Gedanken durchziehen täglich unser Bewusstsein – Erinnerungen, Pläne, Sorgen, Fantasien. Diese ständige innere Aktivität ist oft so selbstverständlich, dass wir sie kaum bemerken – bis wir versuchen, zur Ruhe zu kommen.

Das Stricken bietet eine sanfte, natürliche Möglichkeit, diese Gedankenflut zu beruhigen. Nicht durch forcierte Unterdrückung der Gedanken, sondern durch die sanfte Umlenkung der Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment, auf die konkrete Tätigkeit der Hände.

Der Zen-Lehrer Thich Nhat Hanh spricht vom "Anker der Achtsamkeit" – einem konkreten Fokuspunkt, der uns hilft, im Hier und Jetzt zu bleiben. Beim Stricken bieten sich zahlreiche solcher Anker an: der Klang der Nadeln, die Struktur des entstehenden Gewebes, die Farbnuancen des Garns, die Bewegung der Finger.

Diese konkrete Sinnlichkeit der Erfahrung macht es dem Geist leichter, zur Ruhe zu kommen. Nicht durch Verdrängung der Gedanken, sondern durch ein sanftes Zurückkehren zur unmittelbaren Erfahrung, wann immer wir uns in Gedanken verlieren.

Bonifaktur-Praxis: Wenn du merkst, dass deine Gedanken abschweifen während des Strickens, kehre sanft zurück zu den Sinneseindrücken. Höre bewusst auf das Geräusch der Nadeln. Spüre die Textur des Garns zwischen deinen Fingern. Betrachte die Farben und wie sie sich im Licht verändern. Diese sinnliche Verankerung ist der Kern der Strick-Meditation.

Die Akzeptanz der Unvollkommenheit

Eine der wertvollsten Lektionen des Strickens liegt im Umgang mit Fehlern und Unvollkommenheiten. Jede Strickerin kennt diesen Moment: Du entdeckst einen Fehler mehrere Reihen zurück. Die Versuchung ist groß, alles aufzutrennen und von vorn zu beginnen. Doch manchmal entscheidest du dich, den Fehler stehen zu lassen – als Teil des Werks, als Zeichen seiner Handgemachtheit, als Erinnerung an den Prozess.

Diese Haltung entspricht dem Kern der Achtsamkeitspraxis: der Akzeptanz dessen, was ist, ohne sofortigen Impuls zur Veränderung oder Korrektur. Die Erkenntnis, dass Unvollkommenheit nicht ein Makel ist, sondern ein integraler Bestandteil alles Geschaffenen.

In der japanischen Ästhetik gibt es das Konzept des "Wabi-Sabi" – die Schönheit des Unvollkommenen, Vergänglichen, Unvollständigen. Ein handgestricktes Stück verkörpert diese Ästhetik auf natürliche Weise. Es ist nicht makellos wie ein maschinell hergestelltes Produkt. Es trägt Spuren der Hand, die es schuf, des Moments, in dem es entstand.

Diese Akzeptanz der Unvollkommenheit kann von der Strickarbeit in andere Lebensbereiche ausstrahlen. Sie lehrt uns eine mildere, liebevollere Haltung gegenüber unseren eigenen Fehlern und Begrenzungen.

Bonifaktur-Praxis: Statt jeden Fehler sofort zu korrigieren, nimm dir einen Moment Zeit, ihn zu betrachten. Welche Geschichte erzählt er? Was war in diesem Moment in dir und um dich herum? Manchmal ist es richtig, einen Fehler zu beheben – und manchmal ist es weiser, ihn als Teil des Ganzen zu akzeptieren.

Der Fluss der Zeit

Die moderne Welt ist geprägt von einem linearen, fragmentierten Zeitverständnis. Zeit wird "gespart", "gemanagt", "genutzt". Wir leben oft mehr in der Zukunft oder Vergangenheit als in der Gegenwart.

Wenn wir stricken, treten wir in eine andere Zeitqualität ein. Die Zeit wird nicht mehr durch die Uhr gemessen, sondern durch den Rhythmus der Hände, durch entstehende Maschen, durch wachsende Muster. Sie wird zyklisch statt linear, fließend statt fragmentiert.

Der Philosoph Henri Bergson unterschied zwischen der "messbaren Zeit" (temps) und der "erlebten Zeit" (durée). Das Stricken führt uns in diese durée – die qualitative, innere Zeiterfahrung, in der eine Stunde wie Minuten vergehen kann oder ein Moment sich zur Ewigkeit dehnt.

Diese veränderte Zeiterfahrung hat tiefgreifende Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Sie befreit uns vorübergehend von der Tyrannei der Uhr und erinnert uns an eine ursprünglichere, natürlichere Art des Zeitempfindens – eine, die mehr mit unseren inneren Rhythmen als mit äußeren Anforderungen im Einklang steht.

Bonifaktur-Praxis: Stricke einmal ohne Uhr, ohne Zeitlimit, ohne Ziel. Nicht um ein bestimmtes Stück fertigzustellen oder eine bestimmte Anzahl von Reihen zu erreichen. Einfach um des Strickens willen. Spüre, wie sich deine Wahrnehmung der Zeit verändert, wenn du den Druck des "Fertigwerdens" loslässt.

Die Transformation der Stimmung

Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften des Strickens ist seine Fähigkeit, unsere Stimmung zu beeinflussen. Zahlreiche Studien belegen die beruhigende, stressreduzierende Wirkung dieser Tätigkeit. Die rhythmische Bewegung, die fokussierte Aufmerksamkeit, die taktile Stimulation – all dies trägt dazu bei, Angstzustände zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.

Doch Stricken kann mehr als nur beruhigen. Es kann auch ein Weg sein, um mit schwierigen Emotionen umzugehen. Die Psychologin Betsan Corkhill, die zum therapeutischen Potenzial des Strickens forscht, beschreibt, wie Stricken helfen kann, Emotionen zu regulieren – sei es durch die Ablenkung von Schmerzempfindungen oder durch die Möglichkeit, aufgewühlte Gefühle in kreative Energie umzuwandeln.

Besonders bemerkenswert ist die Wirkung des Strickens bei depressiven Verstimmungen. Die Kombination aus rhythmischer Bewegung, erfolgreicher Bewältigung einer Aufgabe und sichtbarem Fortschritt kann einen signifikanten Einfluss auf die Stimmung haben. Jede fertiggestellte Reihe wird zum kleinen Erfolg, jedes abgeschlossene Projekt zum greifbaren Beweis der eigenen Handlungsfähigkeit.

Bonifaktur-Praxis: Halte ein "Stimmungstagebuch" zu deinem Stricken. Notiere kurz, wie du dich vor und nach dem Stricken fühlst. Welche Projekte, welche Garne, welche Muster beeinflussen deine Stimmung besonders positiv? Mit der Zeit wirst du Muster erkennen und das Stricken noch bewusster als Werkzeug für dein emotionales Wohlbefinden einsetzen können.

Die Verbindung zur Gemeinschaft

Achtsamkeit wird oft als rein individuelle Praxis verstanden – eine Reise nach innen, ein Rückzug von der Welt. Doch wahre Achtsamkeit öffnet uns auch für die Verbindung mit anderen, für das Gewebe von Beziehungen, in das unser Leben eingebettet ist.

Stricken hat seit jeher diese gemeinschaftliche Dimension. Von traditionellen Strickzirkeln bis zu modernen Strick-Cafés, von Onlineforen bis zu Wohltätigkeitsprojekten – das Stricken verbindet Menschen über Generationen, Kulturen und Lebenswege hinweg.

Diese Verbindung hat eine besondere Qualität. Anders als in vielen anderen sozialen Kontexten steht hier nicht die Selbstdarstellung im Vordergrund, sondern das gemeinsame Tun, das gegenseitige Lernen, das Teilen von Wissen und Erfahrung. Eine Form der Gemeinschaft, die nicht auf Wettbewerb, sondern auf Kooperation basiert.

Die Soziologin Betsan Corkhill spricht von "sozialer Achtsamkeit" – der Fähigkeit, in Gemeinschaft präsent zu sein, ohne sich zu verlieren. Strickgruppen bieten einen idealen Raum für diese Form der Verbundenheit: gemeinsames Schweigen, geteilte Konzentration, ein Rhythmus, der sich manchmal unwillkürlich synchronisiert.

Bonifaktur-Praxis: Wenn du normalerweise allein strickst, versuche die Erfahrung des gemeinsamen Strickens – sei es in einer lokalen Gruppe oder in einem Online-Forum. Beobachte, wie sich deine Strickpraxis verändert, wenn sie in einen sozialen Kontext eingebettet ist. Wie beeinflusst die Gemeinschaft deinen Rhythmus, deine Konzentration, deine Kreativität?

Die Entwicklung einer Praxis

Wie jede Form der Meditation entfaltet das Stricken seine tiefste Wirkung nicht als gelegentliche Aktivität, sondern als regelmäßige Praxis. Nicht die Dauer der einzelnen Stricksession ist entscheidend, sondern die Konstanz, mit der wir zu dieser Praxis zurückkehren.

Eine Strickpraxis zu entwickeln bedeutet, einen festen Platz für diese Tätigkeit im Alltag zu schaffen. Einen physischen Raum, der zum Stricken einlädt – mit guter Beleuchtung, bequemer Sitzgelegenheit, leichtem Zugang zu Materialien. Und einen zeitlichen Raum – regelmäßige Momente, die dieser Tätigkeit gewidmet sind, sei es am Morgen vor dem Tagesbeginn, in der Mittagspause oder am Abend zum Ausklang des Tages.

Die Qualität dieser Praxis liegt nicht in der Perfektion der entstehenden Stücke, sondern in der Haltung, mit der wir uns ihr widmen. Einer Haltung der Offenheit, der Präsenz, der Hingabe an den Prozess selbst.

Der Zen-Meister Shunryu Suzuki prägte den Begriff des "Anfängergeistes" (shoshin) – einer Haltung der Offenheit, Neugier und Freiheit von vorgefassten Meinungen, selbst bei fortgeschrittener Übung. Diese Haltung ist der Schlüssel zu einer erfüllenden Strickpraxis: Jedes Projekt als neue Gelegenheit zu betrachten, jede Masche als frischen Moment der Begegnung mit dem Material, mit der Technik, mit uns selbst.

Bonifaktur-Praxis: Schaffe dir einen "Strick-Altar" – einen Ort, der dich zum Stricken einlädt. Das kann ein besonderer Sessel sein, eine schöne Schale für dein aktuelles Projekt, ein Korb mit sorgfältig ausgewählten Garnen. Ein Ort, der dir signalisiert: Hier ist Raum für Präsenz, für Kreativität, für Tiefe.

Der Transfer in den Alltag

Die vielleicht wertvollste Dimension des Strickens als Achtsamkeitspraxis liegt in seiner Fähigkeit, über die eigentliche Strickzeit hinauszuwirken. Die Qualitäten, die wir beim Stricken kultivieren – Präsenz, Geduld, Akzeptanz, Fokus – können allmählich in andere Lebensbereiche einfließen.

Die Psychologin Ellen Langer, eine Pionierin der Achtsamkeitsforschung, beschreibt Achtsamkeit nicht als isolierte Übung, sondern als eine grundlegende Haltung der Offenheit und Aufmerksamkeit für neue Informationen. Eine Haltung, die wir in jeder Tätigkeit kultivieren können – vom Geschirrspülen bis zum Gespräch, vom Spaziergang bis zur Arbeit am Computer.

Das Stricken kann ein Einstieg in diese achtsame Lebenshaltung sein – eine Tätigkeit, die durch ihre sinnliche Konkretheit und ihren natürlichen Rhythmus besonders geeignet ist, uns in den gegenwärtigen Moment zu bringen. Eine Praxis, die uns erlaubt, die Qualität der Aufmerksamkeit zu erleben und zu vertiefen, die wir dann in andere Lebensbereiche tragen können.

Bonifaktur-Praxis: Versuche, die Qualität der Aufmerksamkeit, die du beim Stricken empfindest, bewusst in eine alltägliche Tätigkeit zu übertragen – sei es das Zubereiten einer Mahlzeit, das Gehen einer bekannten Strecke oder das Hören eines Gesprächs. Beobachte, wie sich die Erfahrung dieser Tätigkeit verändert, wenn du ihr die gleiche präsente Aufmerksamkeit schenkst wie deinem Strickprojekt.


Bei Bonifaktur sehen wir Stricken nicht nur als Hobby oder Handwerk, sondern als eine Lebenskunst. Eine Praxis, die uns hilft, in einer beschleunigten Welt präsent zu bleiben. Die uns erlaubt, durch unsere Hände mit einer tieferen Schicht des Daseins in Berührung zu kommen. Die uns erinnert an das, was wirklich zählt: nicht Perfektion, sondern Präsenz. Nicht Quantität, sondern Qualität. Nicht Tempo, sondern Tiefe.

Unsere Garne, unsere Farben, unsere Anleitungen sind mehr als Produkte – sie sind Einladungen zu dieser Praxis. Werkzeuge für eine Reise, die nicht nur zu schönen Objekten führt, sondern zu einer tieferen Verbindung mit uns selbst, mit dem Material, mit dem Moment.

In einer Welt, die ständig nach dem Neuen, dem Schnellen, dem Effektiven strebt, ist die ruhige Konzentration des Strickens nicht altmodisch – sie ist revolutionär. Eine sanfte, aber wirksame Rebellion gegen die Zerstreuung unserer Aufmerksamkeit, gegen die Entfremdung unserer Hände, gegen den Verlust des Moments.

Stricken ist Meditation in Bewegung. Eine Praxis der Präsenz, Masche für Masche.

Wo jede Masche eine Entscheidung für Schönheit ist.